Es schneit wieder und wir sind alle immer noch freudig aufgeregt ob des vielen Schnees, auch wenn wir große Bruchschäden in einem monokulturell besetzten Waldstück haben. Gerade habe ich mir ein bißchen Frischluft verordnet und bin draußen Ski gelaufen. Mein Kauf des Jahres waren die Langlaufski, die ich mir Ende Januar zugelegt habe. Damals hatte es so viel Schnee, daß man nicht mehr richtig laufen konnte, mit Ski wars aber ganz toll. Ich war fast nur im Wald unterwegs, manchmal auch auf den Wiesen.
Heuer wird's wohl nichts mit beschaulichen Touren im Wald, weil da doch viel kreuz und quer liegt, zumindest derzeit noch. Vielleicht toben sich ja manche Waldbesitzerfamilienväter in ihrem Weihnachtsurlaub dort aus und räumen die Wege wieder frei von abgebrochenen und umgedrückten Bäumen. Immerhin kann man ganz großartig über die Wiesen und Felder fahren, unsere Tallage bringt es so mit sich, daß auch hier den Distanzen keine Grenzen gesetzt sind. Besonders mag ich die Stimmung, wenn es diesig ist oder die Brille anläuft, denn verschwinden alle Schatten und Konturen um einen herum und man nimmt sich nur noch in seiner Bewegung wahr.
Meine Arbeit bei Cris und seinen Sprachschulen ist mir heuer sehr ans Herz gewachsen und darüber habe ich leider viele andere Dinge vernachlässigt: ich war selten sportlich unterwegs. Dafür habe ich aber mit dem Klettern angefangen, nachdem mich meine Schwägerin mit ihrer Freundin mal mitgenommen haben. In Sichtweite unseres Hauses ist nämlich ein Felsen mit ein paar Routen, in Fahrraddistanz liegen viele weitere und wenn man sich ins Auto setzt, kann man in einer halben Stunde zahlreiche abwechslungsreiche Klettergebiete erreichen. Im Oktober schließlich habe ich dann meinen ersten Vorstieg geschafft und profitiere immer noch vom Bezwingen der Angst.
Die Kinder ließen sich von meiner Kletterbegeisterung anstecken und im späten Herbst haben wir beschlossen, uns selbst eine Boulder- und Kletterwand zu bauen. Die ist aber noch nicht fertig, schließlich muß man ja auch etwas Großes für nächstes Jahr übrig lassen.
Ausflüge und Reisen waren heuer nicht so angesagt, im Januar immerhin war ich fast eine Woche lang in Berlin bei meiner Freundin. Wir waren abends mal in einer Disko und haben wild getanzt (!), tagsüber war ich shoppen (!!) und habe wirklich eine tolle Zeit verbracht. Nach einem Besuch des Museums der Charite war ich von der Kunst und Ästhetik der medizinischen Präparate so beeindruckt, daß ich mich als Körperspenderin registrieren ließ. So habe ich die Hoffnung, daß angehende Mediziner an mir nach meinem Tod was nützliches lernen können.
Gartenbaulich habe ich etwas reduziert und bin mit den Beeten näher ans Haus und zu den Wasserspeichern gerückt. Wir hatten heuer viele WWOOFer, die allesamt großes geleistet haben. So haben wir einige neue Beete und Pflanzstreifen gewonnen. Tomaten, Pfirsiche, Zucchini und Gurken waren heuer sehr gut, auch einige Kräuter sind gut gewachsen, vor allem der Salbei hat sich gut über den Winter gerettet. Mal schaun, wieviel Energie ich oder die hoffentlich zahlreichen WWOOFer nächstes Jahr für die Hof-Verschönerung aufbringen können.
Im Frühsommer hatte ich mich im Theater Regensburg als Ankleiderin beworben und mußte leider nach einem Bewerbungsgespräch feststellen, daß das (momentan noch) nichts für mich ist. Gerade Abends ist man dann gefordert, im ungünstigsten Fall dann zwei Wochen lang am Stück und das ist mit jungen Kindern und deren abendlichem Anspruch einfach nicht vereinbar. Schweren Herzens habe ich dann abgesagt. Nächstes Jahr wird dort ein neuer Intendant bestellt und da wollte ich eigentlich schon mal einen Fuß in der Tür haben...
So mußte ich meine kulturellen Ambitionen anderweitig weiterverfolgen: mit Cris übte ich viel Blasmusik-Duette ein und wir benutzten Menschenansammlungen als Auditorium. Mit viel Spielfreude und abwechslungsreichem Repertoire dilettierierten wir auf Weihnachtsmärkten, Geburtstagsfeiern und Sportveranstaltungen. Das Leben ist eine offene Bühne und man muß sich dort nur in Szene setzen. Musikalisch ist derzeit einiges im Gange, große Projekte kündigen sich hier an...
Im Herbst sind neue Bewohner bei uns eingezogen und haben einen Hauch Landwirtschaft mitgebracht: wir haben nun 7 Hühner und einen Hahn, täglich beglücken sie uns mit Eiern und fressen die Küchenabfälle (keine Left-overs mehr für mich!). Sie haben einen großen Auslauf, den wir (Stephan und ich) zusammen gebaut haben; das war auch wieder mal eine schöne Erfahrung, gemeinsam was zu schaffen. Ich möchte ja gerne noch mehr Hühner haben (deshalb auch der Gockel), gerne hätte ich auch Pfauen. Die Arbeit hält sich mit den Hühnern in Grenzen, jeden Tag füttern und die Eier rausnehmen, einmal in der Woche ausmisten - das ist alles!
Zoe ist heuer in die Schule gekommen und so allmählich findet sie Zugang zum Lesen. Lina ist mittlerweile in der 4. Klasse und schwankt noch, ob sie sich anstrengen soll, um auf's Gymnasium zu kommen. Sie spielt weiterhin Trompete, geht mit Zoe zum Schwimmen und betreibt wie Zoe und Julius Leichtathletik. Julius hat heuer Radfahren gelernt und viel Freude daran, nächstes Frühjahr versuchen wir ihn in einen Schwimmkurs zu bekommen, damit er im Sommer keinen Schwimmgurt mehr braucht.
Stephan ist wieder viel Rad gefahren und gelaufen und hat bei seinem ersten Triathlon teilgenommen. Er hat auch ein paar schöne Preise mit heimgebracht, zum Beispiel Bier, Nudeln und Brot. Außerdem hat er einen Hühnerstall samt großem Auslauf gebaut, wo im Oktober unsere ersten Hühner eingezogen sind. Seitdem ist der Kühlschrank fast immer voller Eier und die sind ja wirklich vielseitig in ihrer Verwendung!